Du, Ich oder Wir

 

Gestern bist du gegangen, es war einer dieser Abende, nach denen ich mich immer schon sehnte, und dennoch schickte ich dich fort. Als wäre es mein Schicksal, die einzige Art zu Leben, die ich kenne, immer die Liebe von mir zu stoßen. Andere Regeln nicht zu akzeptieren und mich zurückzuziehen.

Heute ist die Sonne wieder aufgegangen, doch obwohl sie heller als gestern leuchtet, ist mein Blick weit fort, er ist auf dich gerichtet. Die Traurigkeit ist wieder da und auch wenn ich mit meiner Reaktion dir gegenüber heute nicht einverstanden bin, ist es doch die richtige Entscheidung gewesen. Kann die Liebe alles andere vergessen lassen? Wie oft frag ich mich das, wenn ich zu dem Schluss komme, wir sind zu verschieden. Ein wunderbares Leben sehe ich an deiner Seite, aber zu deinen Bedingungen und deinen Regeln. Würde da nicht zu viel von mir auf der Stecke bleiben?

Doch bin ich nicht so alt geworden, um meine Regeln einfach über Bord zu werfen, nur aus Liebe. Sturheit und Frust übernehmen die Oberhand, gehen die schweren Zeiten im Leben phasenweise durch und verstärken das Gefühl, der Richtigkeit meiner Gedanken. Als könnten wir nur im Geiste glücklich sein, als würde das reale Leben, andere Richtlinien setzen und uns anders prüfen. Als wäre unsere Liebe nicht viel wert, so komme ich mir manchmal vor, wenn der Alltag seinen schwarzen Himmel über uns verhängt.

Ich vermisse dich, gerade wieder, jetzt, in diesem Augenblick.

© 21.7.2006